Ziele
Um die Ziele des LiWa-Projektes zu erreichen ist eine Kooperation zwischen Forschern, Planern, privaten und öffentlichen Einrichtungen, Regierungsinstitutionen und NGOs unerlässlich. Vor dem Hintergrund des Klimawandels sind die hierarchischen Entscheidungsstrukturen, gekoppelt mit fragmentierten öffentlichen und privaten Dienstleistungen, zunehmend ineffizient und sozial inakzeptabel. Die Transition von der traditionellen Entscheidungsfindung hin zu einem kooperativeren und synergetischeren Governance-Modell ist der Schlüssel des Modernisierungsprozesses unter den Bedingungen von hoher Unsicherheit. Das Einbeziehen der Stakeholder während des gesamten Governance-Prozesses hat den eindeutigen Vorteil, Nachvollziehbarkeit und Transparenz des Entscheidungsfindungsprozesses zu fördern. Die Teilnehmer bekommen eine Innensicht über den Prozess der Entscheidungsfindung und werden zu Mitverantwortlichen desselben. Dies kann zu „besseren Entscheidungen“ führen und bereichert den Entscheidungsfindungsprozess um relevante Blickpunkte, Interessen und Informationen und ist hilfreich für den Lernprozess.
Inclusive Governance-Ansatz
Der im LiWa-Projekt verwendete Governance-Ansatz geht aus dem Ansatz der „Inclusive Governance“ (Renn and Schweizer, 2009) hervor. Er besteht aus einer Kombination funktionaler Inputs von Experten, beratender Evaluationen durch Stakeholder und offener Verbreitung in alle betroffenen Gruppen. Die Integration von Wissen (vor allem von Experten), Präferenzen (der betroffenen Bevölkerung), Werte und Interessen (Stakeholder) ist das Hauptziel aller Beteiligungsprozesse. Anstatt alle Inputs in einem Modell zu vereinen, unterscheidet unser Ansatz zwischen wissenschaftlichem Input, Interpretation/Evaluation durch Stakeholder und den Bedürfnissen der Öffentlichkeit. Die Einbindung dieser unterschiedlichen Inputs erfolgt durch verschiedene miteinander verbundene Prozesse: Die Experten haben eine Plattform auf welcher sie sich treffen und sind verpflichtet als Zeugen und Ressource-Personen für die anderen Plattformen zu dienen; der Input der Stakeholder wird in den Runden Tischen eingeholt und die Präferenzen der Bevölkerung durch die „Ambassador“-Treffen einbezogen.
Es ist wichtig, dass der Gesamtprozess jedem Teilnehmer ausreichende Mitwirkungsmöglichkeiten bietet, damit der Prozess effizient und effektiv gestaltet und sachkundige Ergebnisse erzielt werden. Jeder Beitrag, der den Entscheidungsfindungsprozess verbessert, fördert den partizipativen Prozess und fügt den Problemlösungsaufgaben neue Einsichten und Ideen hinzu.
Akteursanalyse
In Lima Metropolitana und Callao stammen die Hauptakteure im Wassergovernance-Prozess aus den Reihen von Regierung, Industrie, Wissenschaft und Zivilgesellschaft. Die Hauptakteurs-Gruppen und deren Verhältnis zueinander sind in folgender Abbildung aufgeführt:
Akteursplattform
Innerhalb des LiWa-Projektes ist eine breite Kommunikationsplattform eingerichtet worden mit dem Ziel, ein größeres Segment an Akteuren zu erreichen, wie Regierungsinstitutionen, Ministerien, NGOs und wissenschaftliche Einrichtungen. Das Projektteam hat das Konzept der „LiWa Ambassadors“ eingeführt, ein innovatives Instrument zur Kombination von persönlicher Verpflichtung und einer Weiterverbreitung der Projektergebnisse. Lokal bekannte Meinungsträger stellen einerseits dem Projektteam lokales (institutionelles) Wissen zur Verfügung und verbreiten andererseits die Projektergebnisse einem größeren Publikum. Während der ersten Projektphase (2008-2010) haben sich die LiWa-Ambassadors einmal im Jahr getroffen und die Projektergebnisse sowie über deren spätere Anwendung diskutiert. Zudem waren sie hilfreich, um LiWa mit anderen, ähnlichen Projekten zu vernetzen und zukünftige Aktivitäten im Wassersektor zu initiieren mit dem Ziel, das Projekt in den relevanten Kreisen bekannter zu machen.
Die Kombination aus wissenschaftlicher Analyse und Multi-Stakholder-Dialog steht im Mittelpunkt des LiWa-Projektes. In der zweiten Projektphase (2011-2013) wurden mehrere Runde Tische mit den wichtigsten Akteuren aus Limas Wassersektor (öffentlicher Sektor, Wasserunternehmen, Privatwirtschaft, Zivilgesellschaft) organisiert. Diese waren zu folgenden Themen: Wasserversorgung und Klimawandel (06.10.2011), Szenarien 2040 für Lima und Callao (15.03.2012), Tarife und Alternative Wasserversorgung (17.10.2012) und Evaluierung von Maßnahmen (22.11.2012).
Ergebnisse
Die Diskussionen während der Runden Tische haben die Kopplung des Instruments "LiWatool" mit der Konstruktion von Szenarien unterstützt. Diese beiden Beiträge sind grundlegend für die Entwicklung realisierbarer und akzeptabler Strategien in Richtung nachhaltigen Wassermanagements und Anpassung an den Klimawandel. Die Anwendung der von LiWa entwickelten Instrumente zusammen mit partizipativen Verfahren brachten als Ergebnis die Formulierung eines "Aktionsplans", das im Rahmen einer von LiWa veranstalteten Konferenz am 16. April 2013 von den wichtigsten Akteuren der Stadt und des Wassermanagments unterzeichnet wurde. Es enthält konkrete Maßnahmen und Aufgaben, die in den nächsten Jahren umgesetzt werden müssen und benennt die dafür verantwortlichen Akteure.
Literaturhinweise:
Renn, O. (2008): Risk Governance. Coping with Uncertainty in a Complex World. Earthscan: London
Renn, O. and Schweizer, P. (2009): Inclusive Risk Governance: Concepts and Application to Environmental Policy Making. Environmental Policy and Governance, 19, 174-185 (Article pdf 94 KB)
Kontakt: Christian D. León; ZIRIUS Universität Stuttgart