Ziele
Aufgrund begrenzter Wasserressourcen in Lima Metropolitana bei gleichzeitig ineffizientem Wasserverbrauch ist ein neuartiger Ansatz für eine grundlegende Strategie gefordert, die den urbanen Wasserhaushalt und Ökosystemfunktionen auf einander räumlich und funktional abstimmt. Im Arbeitspaket 9 (WP9) wird in diesem Zusammenhang die Lima Ecological Infrastructure Strategy (LEIS) erarbeitet, die von der Entwicklung von stadtplanerischen Leitlinien, über GIS-gestützte Analysen und Planungswerkzeuge bis zu Test-Entwürfen und Prototypen einer wassersensitiven Freiraumgestaltung beispielhaft Wege für die nachhaltige Entwicklung einer Megacity aufzeigt.
Ökologische Infrastruktur
Die ökologische Infrastruktur ist ein multifunktionales Freiraumsystem, das durch seine unterschiedlichen Funktionen als integrale städtische Struktur die wichtigsten infrastrukturellen Funktionen bereithält. Ein multifunktionales Freiraumsystem hilft die Herausforderungen in der Stadtentwicklung zu bewältigen und zu einer effizienteren Nutzung der verfügbaren Flächen beizutragen. Die ökologische Infrastruktur unterstützt daher Entwicklungen zu einem nachhaltigeren Stadtwachstum
Zersiedelte Landschaft am Rímacfluss-Tal. Quelle: evelynmerinoreyna@limamasarriba.com
Methodik
Die ökologische Infrastruktur-Strategie Lima (LEIS) besteht aus drei wesentlichen Komponenten: LEIS-Prinzipien, LEIS-Tool und LEIS-Manual. Die LEIS-Prinzipien beschreiben eine Reihe von Grundsätzen, Leitlinien und Regelwerke für eine wassersensitive Stadtentwicklung, die in das lokale Planungssystem eingebettet sind. Sie sind in einem partizipativen Prozess, der Teil der Entwicklungsstrategie der Metropolregion Lima war, entstanden.
Partizipativer Workshop zur Entwicklung der Grundsätze für die ökologische Infrastruktur, April 2012. Quelle: ILPÖ
Im Rahmen dieses Prozesses werden die LEIS-Prinzipien als Planungsgrundlagen für eine wassersensitive Stadtentwicklung entwickelt. Mit ihrer Hilfe kann ein multifunktionales Freiraumsystem auf den Weg gebracht werden, das die nachhaltige Stadtenplanung, in die das Wassermanagement integriert ist, befördert und schließlich die ökologische Infrastruktur im Einklang mit lokalen Planungs- und Entwicklungszielen entstehen lässt.
Das LEIS-Tool hilft als GIS basiertes Planungs- und Quantifizierungswerkzeug, die in den Prinzipen beschriebenen Funktionen zu gestalten und zuzuweisen. Es ermittelt wasserbezogene Einflüsse auf der Angebots- und Nachfragseite und unterstütz durch Berechnungen des Wasserverbrauches und dem Aufzeigen der Wiederverwendungspotentiale im städtischen Raum die Priorisierung von Maßnahmen.
Das dritte Produkt ist das LEIS-Manual, ein Werkzeug mit verschiedenen Maßnahmen das zur wassersensitiven Gestaltung von Grünflächen begleitet.
Anwendung in Lima
Das Arbeitspaket arbeitet auf unterschiedlichen Maßstabsebenen. Auf der Ebene der Metropolregion werden die Grundsätze für eine ökologische Infrastruktur definiert und mit dem Regionalen Entwicklungsplan sowie dem städtischen Entwicklungsplan der vom Institut für Metropolenplanung in einem partizipativen Prozess erstellt wurde. Eine praktische Umsetzung dieser Grundsätze für die ökologische Infrastruktur wurde in dem Landschaftsentwicklungsplan für das untere Einzugsgebiet des Chillon Flusses demonstriert.
Ökologische Infrastruktur für das untere Einzugsgebiet des Chillon Flusses, ILPÖ
Das GIS-basierte Planungswerkzeug analysiert die verschiedenen wasserrelevanten Aspekte maßstabsübergreifend. Ein Beispiel für eine Anwendung des LEIS-Tools ist die Analyse des Wasserbedarfs der öffentlichen Grünflächen. Anhand von Ist-Werten wird der aktuelle Wasserverbrauch für Grünflächen in Lima und seinen Untereinheiten (Distrikte, Sektoren) abgeschätzt wird. Abhängig vom Grad der Umsetzung der wassersensitiven Gestaltungsvorschläge kann zudem das Wassersparpotenzial ermittelt werden.
Auf der lokalen Ebene werden wassersensitive Gestaltungslösungen entwickelt. Die Analyse unterschiedlicher bestehender Freiräume und neuer Entwürfe zeigen, wie sich Wasserquellen und Vegetation nachhaltig in die Freiraumplanung integrieren lassen. Neben den sozialen, betrieblichen und institutionellen Aspekten werden auch die ästhetischen Aspekte der Gewässer und der Wasserversorgung analysiert. Basierend auf dieser Studie werden wassersensitive Designmaßnahmen für verschiedene Wasserquellen unter unterschiedlichen räumlichen Voraussetzungen vorgestellt und getestet. Dies geschieht zum einen anhand von akademischen Projekten und „Summer Schools“ in Zusammenarbeit mit dem LiWa-Partner Ostfalia Hochschule und peruanischen Universitäten.
Semi-permanente Installation eines ariden Parks (Internationale Sommerschule, Lima, 2013). Quelle: ILPÖ
Zum anderen durch die Entwicklung des Pilotprojekts „Ecological River Park Chuquitanta“, der in mehreren Etappen in Lima und der Universität Stuttgart entwickelt wurde und eine multifunktionale Korridorfläche am Flussufer schafft, und gleichzeitig als ökologische Wasseraufbereitungsanlage verschiedener Wasserquellen und als Hochwasserschutzfläche während der Regenperiode im oberen Flusstal dient. Gleichzeitig wurden verschiedene Flächen für urbane Landwirtschaft, Erholung, Freizeit und Kultur definiert, und die Kulturlandschaft mit den existierenden Kulturgütern miteinander verbunden.
Ökologischer Flusspark am Chillón-Fluss in Chuquitanta. Quelle: ILPÖ
Das Entwurfswerkzeug unterstützt die Integration der wassersensitiven Maßnahmen in die Freiraumgestaltung mit folgenden Anwendungen: Identifizierung der Wasserquellen, Schätzung des Wasserbedarfs des Freiraumentwurfes, Auswahl des Bewässerungssystems, Auswahl einer kostengünstigen und umweltfreundlichen Wasser- und Abwasserklärtechnologie und Schätzung des Flächenbedarfs der Technologie, es bietet konzeptionelle Entwurfslösungen zur Integration der Klärtechnologe in den Freiraum. Bei Umsetzung solcher Lösungen entstehen neue Typen von Grünräumen wie zum Beispiel: Arider Park, Flussklärpark, Bewässerungsgräben Klärpark, Abwasserklärparks, Nebelfängerpark. Ein System solcher Parks lässt ein innovatives System an städtischer Infrastruktur entstehen. Der Vergleich der aktuellen wasserintensiven Freiraumgestaltung mit der vorgeschlagenen wassersensitiven Herangehensweise wird den praktischen Nutzen der ökologischen Infrastruktur für eine nachhaltige Stadtentwicklung aufzeigen.
Literatur:
Ahern, J. 2007: Green infrastructure for cities: The spatial dimension. In: Novotny, V., Brown, P. (Ed.): Cities of the Future Towards Integrated Sustainable Water and Landscape Management. IWA Publishing, London, UK.
Poblet, R. 2012: Integration of Ecological Infrastructure Strategy for water sensitive urban planning in cities with arid climatic conditions and climate change: The example of Lima, Peru. ICLEI Resilient Cities 2012. Bonn, 12.-15.05.2012 (pdf, 3,2 MB)
Nemcova E., Eisenberg B., Espinola J., Poblet R., Stokman A. 2012: Water-Sensitive Design of Open Space Systems, Ecological Infrastructure Strategy for Metropolitan Lima, Perú. Symposium Designing Nature as Infrastructure, Munich, 29.-30.11.2012
Kontakt: Bernd Eisenberg, Eva Nemcova, Rossana Poblet, Antje Stokman; ILPOE Universität Stuttgart